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Matthäus-Passion
Fr, 29. Mär 2024, 18:00

Johann Sebastian Bach [1685 – 1750]

Matthäus-Passion (Ein Probenbesuch)
Matthäus-Passion (Ein Probenbesuch)
Matthäus-Passion
Matthäus-Passion
Matthäus-Passion (Ein Teaser)
Matthäus-Passion (Ein Teaser)
Matthäus-Passion
Matthäus-Passion
Matthäus-Passion
Matthäus-Passion
Matthäus-Passion
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Matthäus-Passion
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Matthäus-Passion
Matthäus-Passion
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Matthäus-Passion
Matthäus-Passion
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Matthäus-Passion
Matthäus-Passion
Matthäus-Passion
Matthäus-Passion
Matthäus-Passion
Matthäus-Passion
Johann Sebastian Bach: Matthäus-Passion
Johann Sebastian Bach: Matthäus-Passion

Die Berichte von Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu Christi in den Evangelien gehören zu den Fundamenten der europäischen Kultur. Bach schuf mit »Matthäus-Passion« ein musikalisches Ritual für die gläubige Gemeinde seiner Zeit. Doch was bedeutet die Passion für eine diverse Gesellschaft, in der die christliche Religion zunehmend an Relevanz verliert? Was bedeuten ihre zentralen Motive – Verrat, Hass, Todesangst, Vertrauen, Liebe und Vergebung –, aufgeführt im säkularen Opernhaus? Wieviel Distanz entsteht? Und welche Gemeinschaft wird erfahrbar in einer Aufführung, in der auch das Publikum und Berliner Laien-Chöre zum Mitsingen eingeladen sind? … Dirigent: Alessandro De Marchi; Regie: Benedikt von Peter; Mit Kieran Carrel, Padraic Rowan, Michael Bachtadze, Artur Garbas, Siobhan Stagg, Annika Schlicht, Joel Allison u. a.
Zum WerkBachs Matthäus-Passion von 1727 hatte ihren ursprünglichen Sitz in der Leipziger Thomaskirche als religiöses Ritual während der Karfreitagsliturgie. Mit Bachs Tod jedoch verschwand die monumentale dramatisch-epische Komposition aus dem jährlichen Kirchenkalender. Erst durch Felix Mendelssohn Bartholdys legendäre Berliner „Wiederentdeckung“ mit der neugegründeten „Sing-Akademie zu Berlin“ begann 100 Jahre später eine breite Rezeptionsgeschichte, und auch ein Stück Berliner Kulturgeschichte: Das gemeinsame Singen der Passion und damit auch die Feier der „Passions-Werte“ trafen in jenen Jahren um 1829 auf die Nationalbewegung in Deutschland. So erscheint die Herausbildung einer bürgerlich-autonomen Kunstreligion in Berlin eng verknüpft mit den Aufführungen der Matthäus-Passion, und fortdauernd bis heute gehören Bachs Passionen zum zentralen Repertoire großer Chöre und Chorvereine.

Zur InszenierungBenedikt von Peter hat mit seinen Regiearbeiten in den letzten Jahren vor allem mit ungewöhnlichen Raumlösungen im Musiktheater auf sich aufmerksam macht, indem er die jeweilige musikalische und dramaturgische „Architektur eines Stückes“ auf Bühne und Zuschauerraum zu übertragen sucht. Die schon von Bach doppelchörig angelegte Matthäus-Passion wird in diesem Sinne in der Deutschen Oper Berlin auf das gesamte Auditorium und die Hauptbühne ausgeweitet. Vier Orchester, mehrere Gruppen des Hauschores und Berliner Singvereine sind auf den gesamten Raum verteilt. Das Publikum sitzt sich gegenüber – im Zuschauerraum und auf einer Tribüne auf der Hauptbühne – und ist an ausgewählten Stellen eingeladen, mitzusingen. Im säkularen Opernhaus wird so über eine performative Anordnung die Idee von Gemeinschaft als soziale Plastik erfahrbar. Inmitten dieser Gemeinde findet das szenische Spiel des Evangeliumstextes statt: Kinder und Jugendliche übernehmen die Narration und tragen die Darstellung von Schmerz, Leid und Tod. Nah am Publikum und eingebettet in die musikalische Interpretation der Solist*innen. Die Zentralperspektive des Guckkastens wird so aufgehoben zugunsten eines gemeinsamen Rituals von Erwachsenen und Kindern, Laienchören und professionellen Künstler*innen mit je eigenen Perspektiven auf einen 2000 Jahre alten Text und dessen Wirkungsgeschichte: „Die Erzählung des Evangelisten Matthäus ist eine unserer ältesten Geschichten und beinhaltet Werte und Normen, die der christlich-abendländischen Kultur zugrunde liegen. Das Stück ist so gesehen eine Art ‚Wertemaschine‘: Es vermittelt durch und während der Aufführung Werte wie Demut, Verzicht, Opferbereitschaft und Nächstenliebe – Werte, die es in der individualistischen ‚Religion‘ des 21. Jahrhunderts nicht immer einfach haben. Indem Kinder die szenische Darstellung der Passionsgeschichte übernehmen, entsteht durchaus auch eine Distanz. Die Brutalität der Erzählung tritt deutlicher zutage. Denn es ist eine Geschichte, die Friedfertigkeit und Demut predigt, aber zugleich von der Gewalt erzählt, die Menschen einander antun.“ (Benedikt von Peter)

Werkinfo:
Oratorium in zwei Teilen von Johann Sebastian Bach Vermutliche Uraufführung am Karfreitag, den 11. April 1727 in der Leipziger ThomaskirchePremiere an der Deutschen Oper Berlin am 5. Mai 2023

empfohlen ab 11 Jahren